Von Gastautor Park Minwoo (Verein der Koreaner in Österreich)
Die österreichisch-koreanischen Beziehungen feiern im nächsten Jahr ihr 130-jähriges Bestehen. 130 Jahre mögen im Vergleich zur langen Geschichte Österreichs und Koreas relativ kurz sein, aber weltgeschichtlich gesehen sind sie das keineswegs.
Innerhalb dieser langen Zeit gab und gibt es noch immer viele Menschen, die sich für die Entwicklung der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern engagiert und ehrenamtlich gearbeitet haben. Unter anderem sind das die in Korea bekannten „Zwei Engel von Sorokdo“ und die hier in Österreich lebenden Koreaner dürfen dabei auch nicht fehlen.
Daneben gibt es noch zahlreiche mehr, auch wenn wir von manchen vielleicht nie erfahren werden. In diesem Artikel möchten wir ein Licht auf zwei weitere Personen richten, welche besondere Bedeutung für die Beziehung der beiden Länder hatten: Pater Dr. Wolfgang Haupt (허보강), der lange Zeit in Korea gedient hat, und Frau Maria Heissenberger (하마리아), die letztes Jahr verstorben ist.
Das Leben von Pater Dr. Wolfgang Haupt (허보강)
Dr. Wolfgang Haupt ist 1929 in Neunkirchen, Niederösterreich, Österreich geboren und aufgewachsen und 1953 zum Priester geweiht worden. Danach arbeitete er als Hilfspriester in Niederösterreich und Wien und strebte gelegentlich Missionsarbeit an. Mit Unterstützung des Österreichischen Katholischen Frauenbundes begannen koreanische StudentInnen in Österreich zu studieren, was Hoffnung geweckt haben soll. Als der Bischof außerdem Pater Haupt persönlich in die Diözese Daegu einlud, kamen die Beziehungen zu Korea endlich in Kontakt.
Pater Haupt diente von 1961 bis 1981 20 Jahre lang in Korea, und der erste Ort, der ihm zugewiesen wurde, war die Dongchon-Kathedrale in Daegu. Es heißt, dass die Wunden, die der Koreakrieg in Korea bei seiner Ernennung zum Oberpriester der Dongchon-Kathedrale hinterlassen hatte, noch nicht verheilt waren. Der Pfarrer erinnerte jedoch daran, dass er als Österreicher überhaupt keine Angst hatte, weil er den Zweiten Weltkrieg und die russische Besatzung durchgemacht hatte.

Foto, das Pater Haupt in Korea schoss.
Nach den Zeugenaussagen jener, die sich damals an den Priester erinnern, gab der Priester der für Ausländer ungewohnten Umgebung und der wirtschaftlich und sozial ungünstigen Situation Koreas nicht nach und setzte sich nach und nach bei seinen Glaubensbrüdern durch. Zu dieser Zeit war es für Ausländer ein schwieriges Umfeld, Hangeul und Koreanisch zu lernen, aber durch den Besuch der neu gegründeten Sprachschule der Yonsei-Universität wurde diesen das Lernen der koreanischen Sprache ermöglicht. Pater Haupt soll die Alumni persönlich gefunden und sich ihnen angeschlossen haben. Er liebte besonders die Kinder und Studenten und verbrachte viel Zeit mit ihnen, und auch dem SOS-Kinderdorf in der Nähe des Doms soll er viel Zuneigung entgegengebracht haben.
Danach besuchte Pater Haupt, der 10 Jahre lang Oberpriester der Chilgok-Kathedrale in Daegu war, jede Woche ein Leprakrankenhaus und hielt eine Messe mit Aussätzigen ab. Pater Haupt erinnerte sich, dass es ein tröstliches Zusammenkommen war.
1981 kehrte er in seine Heimat zurück und war 25 Jahre lang Oberpfarrer in Neukagran, Wien. Obwohl er in Wien für die Kirche zuständig war, hatte der Priester ein separates koreanisches Zimmer und verbrachte dort gerne Zeit, und er setzte seine Gemeinschaft mit den Koreanern in Wien über die Religionen hinaus fort. Nach seiner Pensionierung 2006 im Alter von 77 Jahren lebte er bis zum Alter von 87 Jahren im 3. Wiener Gemeindebezirk und diente im Baumgarten im 14. Arrondissement in der Kapelle für Messen.
Zwischen österreichischer und koreanischer Kultur
Nach den Zeugnissen derer, die Pater Haupt lange Zeit beobachtet haben, war er als Priester ein sehr Vorbildlicher. Sie sagten, dass er darin versunken sei, den Kirchenmitgliedern und den Anwohnern Gottes Liebe zu verbreiten, und sich mit dem Priester immer wohl gefühlt hätten, weil er sie trotz seiner hohen Persönlichkeit und kulturellen Bildung wie seine eigenen Nachbarn behandelte. Außerdem sprach er sehr gut Koreanisch und mochte die koreanische Kultur, sodass es heißt, dass er zu den großen Feiertagen der Kathedrale, wie Weihnachten und Ostern, ein Fest mit koreanischen Elementen hielt.
Darüber hinaus kann gesagt werden, dass die theologischen und philosophischen Gedanken des Vaters in der koreanischen Mission eine Rolle gespielt haben. Pater Haupt sagte, dass er die Wahrhaftigkeit suchte, indem er die Vielfalt der Welt und der wissenschaftlichen Gesetze anerkannte. Er bestand darauf, die Kultur, Zeit und Umwelt zu akzeptieren und sich an sie anzupassen. Während er in Korea war, ging er auch in einen Tempel, um buddhistische Praktiken zu erfahren, und außerdem soll er Taoismus und chinesische Schriftzeichen gelernt haben. Es wird gesagt, dass er argumentierte, dass seine Weltanschauung durch das Lernen von östlichen Gedanken und Lehren offener wurde.
In einem Interview mit dem Verein der Koreaner in Österreich im vergangenen Jahr, erinnerte Pater Haupt an seine Dankbarkeit für diese Tage. Er erinnert sich an freundliche Menschen und schöne Natur in einem Land, das arm ist und wo die Narben des Krieges noch nicht verheilt sind, aber welches sich allmählich entwickelt hat. Mit diesen Erinnerungen in seinem Herzen ist Pater Dr. Wolfgang Haupt nun im Haus eines Koreaners untergebracht verbringt die Dämmerung seines Lebens.
Das Leben von Frau Maria Heissenberger (하마리아)
Frau Maria Heissenberger wurde am 8. Februar 1930 in einer armen Familie im österreichischen Zöbern geboren und aufgewachsen und verbrachte dort ihre Schulzeit. Nach ihrem Abschluss wurde sie als Apostelgehilfe berufen und war hauptsächlich in Bruck an der Leitha tätig. In der Zwischenzeit soll durch das Treffen zwischen Erzbischof Seo Jeong-gil von Daegu und Pater Kim Su-hwan, der zu dieser Zeit in Europa studierte, eine Beziehung zu Korea entstanden sein. Danach wurde sie Ha Maria [하마리아] genannt, indem sie den Nachnamen ‚Ha [하]‘ anstelle ihres Nachnamens Heissenberger hinzufügte, der den Koreanern zu dieser Zeit etwas unbekannt war.
Im Dezember 1959 verließ die junge Frau ihre Heimat und kam als Missionarin nach Korea, um den Menschen in der schwierigsten Situation Koreas direkt nach dem Koreakrieg zu helfen. Ab 1960 arbeitete sie zwei Jahre lang als Englischlehrerin an der Hyosung Women’s University. Während dieser Zeit begann sie, eine Arbeitsgruppe für Mädchen und Jungen ins Leben zu rufen, die Schuhe putzten und leere Flaschen und Altpapier sammelten und mit diesen zusammen zu wohnen. Dies war Anlass dafür, ein SOS-Kinderdorf für Kinder zu schaffen, die nicht von einer herzlichen Familie betreut werden konnten. 1962 schlug sie Hermann, dem Gründer des internationalen SOS-Kinderdorfes, vor, ein SOS-Kinderdorf in Korea zu gründen, und sammelte einen Fonds für die Einrichtung, indem sie europäischen Sponsoren sagte, dass „ein einziges Reiskorn einen Jungen retten kann“. Danach wurde in Absprache mit der Erzdiözese Daegu das erste außereuropäische SOS-Kinderdorf in Daegu gegründet. Damit wurde ein erster Stein gelegt, um das SOS-Kinderdorf weltweit zu verbreiten. Nachdem sie 6 Jahre lang die erste Direktorin des SOS-Kinderdorfs war, zog sie in die Pfarrei Masan, wo von ihr mehr Hilfe gebraucht wurde.
1966 wurde sie auf Wunsch von Bischof Kim Su-hwan (dem verstorbenen Kardinal Kim Su-hwan), zur damals ersten Masan-Diözese zur Apostolischen Assistentin ernannt. Danach verspürte sie das Bedürfnis nach einer Bildungseinrichtung und einem Frauenzentrum für junge Frauen, die in der Masan Free Export Zone und Hanil Synthetic Fiber arbeiten, und gründete mit Hilfe der Diözese Masan, der Diözese Graz Österreich und dem Österreichischen Frauenbund das katholische Frauenzentrum. Frau Heissenberger trat als erste Direktorin das Amt an, und das Frauenzentrum wurde als Raum eingerichtet, in dem Kinder von weit entfernten Bauernhöfen in Ruhe und Entspannung etwas lernen können und als Ort, um sich um Kinder liebevoll zu kümmern. Als sie dann nach ihrer Ernennung zur 4. Direktorin in das Frauenzentrum zurückkehrte, war eine Fraktion entstanden und der Konflikt zwischen den Mitarbeitern hatte sich vertieft. Bei der Überwindung solcher Konflikte erinnerte Frau Heissenberger daran, dass es sich lohne, hart daran zu arbeiten, das Zentrum in einen Raum für den Schutz der Menschenrechte und die Bildung von Frauen zu verwandeln und sich aktiv an der Umweltbewegung zu beteiligen.
Mit Einsatz und Ehrungen bis ins hohe Alter
Diese Dienstarbeit dauerte 33 Jahre. In der Mitte erhielt sie 1977 den Nationalpreis vom 16. Mai im sozialen Bereich, 1989 den Preis für Freiwilligendienst und erhielt 1991 von Papst Johannes Paul II, anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Gründung der Diözese Masan ein Ehrenkreuz. Das damalige Geld wurde für die Anschaffung eines Röntgengeräts für Tuberkulosepatienten gespendet.
1992 kehrte sie aus gesundheitlichen Gründen in ihre Heimat Österreich zurück. Als sie ihre Gedanken über die Rückkehr nach Korea mitteilte, sagte sie: „So wie ein Weizenkorn vollständig verrotten muss, um Früchte zu tragen, hat Gott mich, die weniger als ein Korn war, als Werkzeug benutzt. Ich selbst habe nichts Großes beigetragen.“, und weiter: „Die 33 Jahre in Korea haben mein Leben erfüllt und haben mich sehr glücklich gemacht, sodass ich keine Bedauern habe.“
Danach verbrachte sie mit der Liebe und Dankbarkeit ihrer Geschwister und Neffen den Rest ihres Lebens in einem Pflegeheim in der Nähe ihrer Heimatstadt und starb am 23. November letzten Jahres im Alter von 91 Jahren. Frau Maria Heissenberger (하마리아) schenkte ihren Körper dem Institut für Anatomie der Universität Wien für die tiefe akademische Leistung junger MedizinstudentInnen.
Ein Rückblick
Ich blicke zurück auf das Leben der beiden österreichischen Gläubigen und als ich sie schriftlich übersetzte, blickte ich auf mein eigenes Leben zurück und dachte tief darüber nach, was ich der Beziehung zwischen Österreich und Korea hinzufügen könnte. Was hat diese beiden Menschen so hingebungsvoll für ihre Arbeit gemacht? Wie konnten sie so viel Zeit ihres Lebens unter oftmals schwierigen Umständen und pflegebedürftigen Menschen in einer fernen Fremde verbringen?
Obwohl mir bewusst ist, dass dieser Artikel nie das ganze Leben der beiden einfangen kann, hoffe ich, dass die guten Herzen der beiden österreichischen Gläubigen in beiden Ländern nie vergessen werden.