Über die Personen
Soo-Jung Shin wurde 1975 in Cheong-Ju (Südkorea) geboren. 1992 begann sie ein Kompositionsstudium an der Hochschule „Mozarteum“ in Salzburg bei Prof. Boguslaw Schaeffer und Prof. Adriana Hölszky. 2000 schloss sie ihr Studium mit Auszeichnung (Mag.art) ab. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen, wie das Staatsstipendium des Bundeskanzleramtes Österreich, der Theodor-Körner Preis für Wissenschaft und Kunst, Stipendium des Künstlerprogramms des DAAD Berlin etc. Musik Festivals und Kompositionsaufträge: z.B. ORF Zeitton Herbstmusiktage Wien, young.euro.classic Berlin, St.Art Festival Salzburg, Invention Festival Berlin, Tong Young International Music Festival Koea, roc Musik Festival Berlin, Darmstädter Ferienkurse, Warschauer Herbst, Pan Musik Festival, Orcestral Festival Seoul etc.
Derzeit leitet sie eine Konzertveranstahltungsorganisation „Umakonl“ und bis jetzt 15 Konzerte mit vielen Uraufführungen gegeben. Sie uneterrichtet im Fach Komposition und Musiktheorie an der Prebysterian Universiy and Theological Seminary Seoul als Lehrbeauftragte.
Werner Puntigam ist freischaffender multidisziplinärer Künstler in den Bereichen Musik (Komposition & Improvisation / trombone, conch shell, voice & noises), Visual Arts (Fotografie, Video & Graphik-Design) und Interdisziplinäres (Performances & Installationen). Er lebt in Linz (A), jährlich aber auch für mehrere Monate als Artist in Residence bevorzugt in Ländern Ostasiens und/oder Südost-Afrikas. Sein breites Spektrum an Sounds, experimentellen Spielweisen und das Betreiben etlicher unkonventioneller, meist international besetzter Musikprojekte, mit welchen er bei zahlreichen Festivals (Europa, Afrika, Asien, Nordamerika) gastierte, brachte ihm in einer Konzertkritik die Bezeichnung „Alchimist der Klänge“ ein. Seit ca. 25 Jahren liegt sein spezielles Interesse in interkulturellen Kooperationen, wofür er 2013 mit dem „Großen OÖ. Landeskulturpreis für Kunst im Interkulturellen Dialog“ ausgezeichnet wurde. Weiters Preisträger des Österreichischen Jazzwettbewerbes 1988, Nominierung zum Preis der Deutschen Schallplattenkritik 1997, Kulturförderungspreisträger Musik des Landes OÖ. 1999, zahlreiche CD-, Rundfunk- und TV-Produktionen. Als interdisziplinärer Performer und Künstler konzipiert und realisiert er seine eigenen multimedialen Projekte und spartenübergreifenden Performances sowie Klang- und Rauminstallationen. Daneben immer wieder Kooperationen in Schauspiel- und Tanztheater-Produktionen, mit Literaten/innen, Filmemachern/innen, Bildenden Künstlern/innen etc. Ebenso Projekte für und mit Kindern und Jugendlichen sowie Workshop-, Beratungs- und Kuratortätigkeiten. 1992 Diplom mit Auszeichnung des Studiums der ‚Visuellen Mediengestaltung‘ an der Kunstuniversität Linz. Ausführliche Infos zu allen künstlerischen Aktivitäten und Projekten inkl. einer Vielzahl an Links zu diversen Videodokus und Hörproben unter: http://www.ear-x-eye.info
Werkkommentar
In der Komposition „Durch die Lücke schauen“ von Soo Jung SHIN geht es um die Begegnung und Vermischung der koreanischen und westlichen Kultur. Am Ende der Chosun Dynastie Anfang des 20. Jahrhunderts baute Kaiser Gojong mehrere Gebäude in gemischten koreanischen und westlichen Baustilen im Deoksugung-Palast wieder auf. Es war eine Zeit, in der Chosun von fremden Kulturen aus westlichen Ländern beeinflusst wurde. Dieses Stück reflektiert diese Begegnung und Vermischung der Kulturen. Es geht um neue Identitäten, Qualitäten und Schönheit (Ästhetik), die beim Aufeinandertreffen verschiedener Welten entstehen, und in dieser Form davor noch nicht gegeben waren. Das Stück wurde für das koreanische traditionelle Instrument Senghwang und das populäre westliche Instrument Akkordeon komponiert. Beim Zusammenspiel der beiden Instrumente ergeben sich neue, koreanisch-westlich gemischte Klangfarben – Die Geburt einer neuen interkulturellen Identität.
Meine Komposition heißt „Durch die Lücke schauen“ und es geht um die Begegnung und Vermischung der koreanischen und westlichen Kultur, wie sie am Ende der Chosun Dynastie Anfang des 20. Jahrhunderts auch bei den Gebäudeerweiterungen des Deoksugung Palastes zu sehen ist. Zwischen vielen modernen Gebäuden und Hochhäusern in Seoul sieht man plötzlich den alten Deoksugung Palast. Man betritt den Palast durch ein Tor und trifft auf Häuser in verschiedenen Baustilen: Einige weisen eine traditionelle koreanische Architektur auf, andere eine westliche, und bei weiteren ist der Baustil koreanisch und westlich gemischt.
Mein Stück ist eine Auftragskomposition für das Videokunstwerk „Automatic Autonomy“ von Jungju An und Sojung Jun, das beim „Art Plant Aisa Festival“ im Deoksugung Palast präsentiert wurde. Junngju An und Sojung Jun haben eine neue Version ihres Werkes für dieses Online Konzert kreiert.
Das Stück habe ich für ein koreanisches traditionelles Instrument, Senghwang, und für ein populäres westliches Instrument, Akkordeon, komponiert. Meine Komposition wird gespielt von Hyanghee Lee an der Senghwang und Alexander Sheykin am Akkordeon. Sie hören zuerst einen Ausschnitt meiner Komposition, dann improvisiert Werner Puntigam auf der Posaune eine freitonale Reflexion auf meine Komposition.
Werner Puntigams freitonale Reflexion auf Soo Jung SHINs Komposition „Durch die Lücke schauen“ verknüpft seine individuelle Interpretation markanter Tonfolgen ihres Stückes mit kontrastreichen noisigen Klängen auf seiner Posaune bei gleichzeitigem Ausreizen größtmöglicher dynamischer Breite. Die Rudigierhalle mit einer Grundfläche von 10x10m und einer Höhe von 20m im Turmgeviert des neugotischen Linzer Mariendoms mit einer einzigartigen Raumakustik ist ihm nicht nur ein Herzens-Spielplatz zum Ausloten seines ständig erweiterten Klangspektrums, sondern gleichzeitig ein Ort des Hörens und Staunens wie die imposante Architektur mit beinahe elektronisch anmutenden natürlichen Hall- und Echomodulationen auf die ebenso rein akustisch erzeugten Sounds reagiert. Ein faszinierender Dialog. Eine Art Raumvermessung mit musikalischen Mitteln. Ein intensives „durch die Lücke hören“. Auch der Mariendom als größte Kirche Österreichs wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und kann mit seinem Baustil als Verbindung vergangener Epochen mit der Moderne gesehen werden.