Im November 2021 fand unser koreanischer Redewettbewerb „한국어 말하기 대회“ zum Thema „Medien aus Korea“ am Campus der Universität Wien statt.
Die Gewinnerin ist die 24-jährige Maari Kurosaki, die seit Oktober 2019 Koreanologie an der Universität Wien studiert. Davor studierte sie kurz Biologie, bis sie das Studium pausierte, um sich auf Koreanologie zu konzentrieren. Vor sechs Jahren bereits begann sie als Hobby Koreanisch zu lernen. Beim Sprachwettbewerb überzeugte sie mit ausgesprochener Redegewandtheit, gutem Einzsatz von Vokabeln und Grammatik und nahezu perfekter Aussprache.
Im Interview fragten wir die Studentin nach ihren Tipps zum Koreanisch Lernen und Sprechen!

Maari Kurosaki beim Koreanischen Sprachwettbewerb 2021
Wie bist du zum Studium der Koreanologie und allgemein zur koreanischen Sprache gekommen?
Im Jahr 2015 stieß ich zufällig auf ein K-POP Musikvideo und war sehr überrascht über die Produktionsqualität und Popularität des Videos. Von der Musik bis zum Set-up, wirkte alles sehr neuartig und ungewohnt auf mich. Ich sah später Ausschnitte aus einer berühmten koreanischen Fernsehsendung, einer sogenannten „Variety Show“, welche meine Aufmerksamkeit bannte. Als ich dann Videos ohne Untertitel sah, konnte ich mich genauer auf den Klang der Sprache und die Dynamik zwischen den Menschen im Video konzentrieren. Auch wenn ich noch nichts verstehen konnte, gefiel mir der Klang der Sprache sehr. Daraufhin begann ich mir mehr anzusehen und war fasziniert von der Vielfältigkeit der Medien. Dies weckte mein Interesse, mehr über diese Kultur zu lernen. Über die Einblendungen koreanischer Untertitel, lernte ich auch die koreanische Schrift zu erkennen. Mir gefiel die geometrische Form der Schrift, vor allem die kleinen Kreise und beschloss das koreanische Alphabet Hangeul zu lernen. Da das Schriftsystem sehr einfach und verständlich ist konnte ich dieses an einem Tag lernen und war sehr begeistert als ich gleich daraufhin koreanische Wörter lesen konnte. So begann ich aus Freude an der Sache selbst immer mehr zu lernen und schrieb mir jedes neue Wort auf, welches ich sah. Seither lernte ich jeden Tag Koreanisch neben der Schule und dann neben der Universität als Hobby. Als ich jedoch feststellte, dass ich lieber und mehr Koreanisch lernte als für mein damaliges Studienfach, beschloss ich mich bei der Koreanologie anzumelden, um mich der koreanischen Sprache und Kultur komplett widmen zu können.
Wie lernst du Koreanisch?
Momentan lerne ich vor allem in meinem Studium Koreanisch, aber davor habe ich viel allein gelernt und mache das auch heute noch ergänzend. Im Selbststudium habe ich anfangs meinen Fokus auf Input gegeben. Ich habe zum Beispiel viel durch koreanische Videos gelernt und beim Schauen neue Wörter und Phrasen aufgeschrieben oder koreanisches Radio gehört. Dazu habe ich mir Radio Sendungen, die ich mochte, heruntergeladen und mir das Audiofile zahlreiche Male wiederholt angehört, auch wenn ich zu Beginn nicht viel verstehen konnte. Nachdem sich mein Vokabular erweitert hatte, begann ich wiederholende Satzstrukturen herauszuhören und nachzuschlagen. So lernte ich neue Grammatikpunkte und konnte sie mir einfach merken, da ich sie schon oft gehört hatte. Ich schrieb mir alles in einem kleinen Heft zusammen und hatte dieses fast immer bei mir.

Unterlagen zum Lernen von Hanja (chinesischen Zeichen, auf denen viele koreanische Wörter basieren).
Das Sprechen war lange meine Schwachstelle, weil ich meinen Fokus auf das Verstehen gelegt hatte, aber nach einiger Zeit wollte ich auch das verbessern. Ich hatte niemanden mit dem ich Koreanisch sprechen konnte also begann ich erstmals allein Koreanisch zu reden und versuchte meine Gedanken auf Koreanisch auszudrücken. Als ich etwas an Selbstbewusstsein gewonnen hatte, installierte ich mir eine Sprachaustausch App und begann mit Koreaner*innen zu schreiben, wobei ich einiges lernte. Natürlich gibt es noch viele andere Lernmethoden und ich habe auch einige ausprobiert. Das Wichtigste für mich war aber immer die Neugierde, die mich vorantrieb. Ich lernte viele interessante Themen kennen und stieß immer wieder auf rein koreanisches Video- oder Lesematerial, welches ich aber unbedingt verstehen wollte und daher selbst übersetzten musste. Somit konnte ich Vokabeln im Kontext und Grammatik angewandt in Phrasen lernen, was sehr dabei geholfen hat, alles besser zu verstehen.
Welche Tipps hast du für Koreanisch-Lernende, insbesondere, wenn es ums Sprechen und die Aussprache geht?
Ich denke, dass jeder Lerntyp individuell ist, aber ich bin überzeugt, dass „Immersion“ eine der Besten oder zumindest die schnellste Methode ist, sich eine Sprache anzueignen. Das heißt, so gut wie möglich in die Sprache und Kultur eintauchen und sich konsistent damit auseinandersetzen. Für mich war der Ansatz, so viel wie möglich auf Koreanisch zu hören und zu sehen. Es gibt aber auch andere Wege, wie in direkter Konversation mit Koreaner*innen zu lernen oder einige Zeit in Korea zu verbringen. Je intensiver desto schneller wird eine Sprache erlernt, aber es muss nicht schwer oder anstrengend sein. Es lernt sich am einfachsten, wenn man sich koreanische Informationen in seinem persönlichen Interessensbereich einholt. Das könnten Filme, Musik, Videos, Spiele oder vieles mehr sein. Persönlich denke ich, dass Hören ein guter Anfang ist. Auch wenn man keine Zeit zum übersetzten hat, ist es auch schon gut einfach nur zuzuhören oder sich etwas auf Koreanisch anzuschauen, wo man den Inhalt schon kennt. Man merkt es vielleicht nicht sofort, aber so kann man ganz von selbst lernen und wenn man dann später unterstützend Vokabel oder Grammatik lernt, entsteht eher ein Prozess von Wiedererkennung und Festigung.
Wenn es ums Sprechen und Aussprechen geht, kommt man natürlich nicht darum herum wirklich zu sprechen. Dafür ist es wichtig keine Angst davor zu haben Fehler zu machen, auch wenn ich zugegeben selbst darin sehr schlecht bin. Auf Koreanisch mit anderen zu kommunizieren und zu versuchen, einander zu verstehen, ist wahrscheinlich die effektivste Variante, aber es gibt auch Wege für jene die sich vielleicht noch nicht ganz so trauen. Es wirkt vielleicht komisch, aber mit sich selbst reden hilft. Es ist auch nicht schlecht sich selbst aufzunehmen und es dann anzuhören. Die Aussprache und den Sprachfluss kann man durch „Mirroring, dem imitieren von Nativspeakern, üben. Man kann zum Beispiel bei Videos mitsprechen, wenn es Untertitel gibt und das Gehörte wiederholen. Danach ist es wichtig sich zu trauen, das Gelernte in realen Situationen anzuwenden. Dafür muss man vielleicht auch einmal ins kalte Wasser springen.
Praktische Tipps, die ich an Koreanisch-Lerner*innen geben kann, sind: Hab‘ Spaß am Lernen und lerne mit Material, das dich interessiert. Es gibt viel freies Lernmaterial auf Koreanisch. Koreanische YouTuber, Streamer, Dramen, Filmen, Musik, Radio, Podcasts, alles kann man zum Lernen nutzten und es ist gut, wenn man sich nicht immer auf Untertitel verlässt. Zum Sprachaustausch kann man Apps verwenden wie „Hello Talk“ oder wenn man in Wien ist zu koreanisch-deutschen Tandem Events von „Language Cast“ gehen. Die Website „Talk To Me In Korean“ ist unter koreanisch Lerner*innen sehr beliebt. Sie haben auch einen YouTube Channel und jetzt auch einen 100% Koreanischen YouTube Channel, wo man sich koreanische Unterhaltungen zu interessanten Themen anhören kann. Für Chrome kann man sich „Language Learning with Netflix“ herunterladen, falls man gerne Netflix schaut. Damit kann man koreanische Untertitel und Übersetzungen nutzen. Eine weitere Empfehlung ist, sich die Naver App herunterzuladen. Dort kann man auf koreanisch Blogs oder Nachrichten lesen und auch Audio-Shows auf „Naver Now“ zu verschieden Themen gratis anhören. Und zu guter Letzt: nicht aufgeben! Entsprechend dem koreanischen Sprichwort „천리길도 한걸음부터“ bringen dich auch kleine Schritte dem Ziel näher. Ich habe mich immer bemüht, mich jeden Tag etwas mit Koreanisch zu beschäftigen, auch wenn es nur ein Video, eine Minute oder ein Wort war, irgendwann blickt man zurück und sieht, dass man viele Schritte vorangekommen ist.

Die drei Gewinnerinnen und Jury-Mitglieder des koreanischen Sprachwettbewerbs 2021.
Was hat dich dazu bewegt am Redewettbewerb mitzumachen und wie bist du zu deinem Text gekommen?
Um ehrlich zu sein, war ich mir lange unsicher, ob ich mich traue, am Redewettbewerb mitzumachen. Wie bereits erwähnt ist Koreanisch zu sprechen eher meine Schwäche und ich habe darin bis jetzt weniger Übung. Aber meine Freunde und Familie haben mir sehr zugesprochen und mir geholfen Mut zu finden und die Herausforderung anzunehmen. Ich empfand den Sprachwettbewerb als eine gute Möglichkeit mein Koreanisch zu Üben und mehr Selbstbewusstsein zu finden, indem ich meine Ängste überwinde. Mir hat auch das Thema „Koreanische Medien“ gut gefallen, da diese, sozusagen meine ersten koreanisch Lehrer waren. Ich war bis jetzt noch nie in Korea und habe daher über das Land und die Sprache hauptsächlich durch die Medien erfahren können. Daher ist dieses Thema eng mit meinem Koreabezug verbunden und liegt mir sehr am Herzen.

Ausblick auf Seoul bei Nacht vom Berg Namsan.
Du hast den ersten Platz beim Redewettbewerb belegt und dadurch ein Flugticket nach Korea gewonnen. Hast du schon Pläne, was du damit machst bzw. was du in Korea machen willst?
Ja, und ich will mich nochmal herzlich dafür bedanken! Ich lerne nun schon viele Jahre über Korea und freue mich darüber, dass ich jetzt eine Möglichkeit habe, nach Korea zu fliegen. Ich muss erst sehen, inwiefern eine Koreareise aufgrund der Corona-Situation möglich ist, aber wenn es geht, würde ich gerne diesen Sommer nach Korea fliegen. Es gibt sehr viel, was ich in Korea machen, sehen und probieren will und hoffe, dass ich daher etwas länger bleiben kann. Ich bin gespannt über die Unterschiede zwischen dem was ich über Korea gelernt habe und der Realität, aber vor allem will ich viel Neues sehen und mehr Koreanisch lernen. Ich würde gerne das Stadt- und das Landleben in Korea sehen, viel leckeres Essen probieren, koreanisches Fernsehen sehen, Bergwandern, auf Märkte, ins Kino und Einkaufen gehen. Ich möchte auch unbedingt Seoul bei Nacht von oben sehen, Fotos machen und Impressionen zeichnen und mich dort in eine Bibliothek setzten und viel Koreanisch lernen!