Es gibt einen Ort in Seoul, von dem aus man einen wunderbaren Panoramablick auf die Hauptstadt hat, ohne die Spitze eines Wolkenkratzers erreichen zu müssen. Es handelt sich um Teile der Stadtmauer Hanyangdoseong oder Seoul City Wall, welche die Innenstadt umgibt.
Hanyang, der alte Name für Seoul, war die Hauptstadt der Joseon-Dynastie (1392-1910), und der Begriff „Doseong“ bedeutet „eine Festung, die die Hauptstadt eines Landes umgibt“. Die Reste dieser Stadtmauer, die einst Hanyang schützte, ist heute ein beliebter Weg für Seoul-Bewohner.
Hanyangdoseong wurde 1396 erbaut, um die Grenzen der Regierung der Hauptstadt zu markieren und die Stadt vor Invasionen zu schützen. Seine durchschnittliche Höhe beträgt 5 bis 8 Meter und seine Länge beträgt 18,6 km. Unter den weltweiten Stadtbefestigungen hat die Hanyangdoseong ihre Mission am längsten erfüllt (1396-1910).
Viele Teile der Struktur wurden während der japanischen Kolonialzeit der koreanischen Halbinsel im frühen 20. Jahrhundert zerstört. Bei den 1968 begonnenen Restaurierungsarbeiten wurde jedoch ein wesentlicher Teil der ursprünglichen Fassade wieder aufgebaut. Bis letztes Jahr wurden etwa 70 % der Festung, also 13,7 km, restauriert.
Die Stadtmauer Hanyangdoseong besteht aus insgesamt 6 Routen: Baegak, die vom Tor Changuimun zum Tor Hyehwamun führt; Naksan, die vom Tor Hyehwamun zum Tor Heunginjimun führt; Heunginjimun, die vom Tor Heunginjimun zur Sporthalle Jangchung führt; Namsan, die von der Sporthalle Jangchung zum Platz Jangchung führt; Sungnyemun, die vom Platz Baekbeom zur Torstätte Donuimun; Inwangsan, die vor Torstätte zum Tor Changuimun führt.
Die Baegak- und Inwangsan-Route sind dabei die schwierigsten, denn der Berg ist felsig und bestimmte Teile erfordern Klettern. Viele denken, der Weg sei einfach, doch kann er sehr erschöpfend sein. Es wird empfohlen, beim Besuch dieses Weges Trinkwasser und Snacks mitzubringen und bequeme Schuhe und Kleidung zu tragen. Die Belohnung dafür, dass man für diese Anstrengung den Atem anhält, ist ein Panoramablick über Seoul.

Ansicht von Seoul von der Route Baegak der Stadtmauer Hanyangdoseong. ⓒ Kim Hyelin/Korea.net
Von der Hochhäuser der Innenstadt aus betrachtet, sieht Seoul wie ein dichter Gebäudewald aus. Von hoch oben erscheint jedoch das Bild einer gewaltigen und zugleich charmanten Metropole.
Die Route Baegak wurde 2007 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Unter der Route befinden sich wichtige Regierungsbüros wie das Blaue Haus. Daher ist das Fotografieren oder Videofilmen an bestimmten Streckenabschnitten aus Sicherheitsgründen verboten. Dieser Weg besteht ausschließlich aus Treppen und es fühlt sich wie auf der Inwangsan-Route an, als würde man klettern.
Baegakmaru ist der höchste Punkt der Festung. Von dort aus hat man Blick auf den Palast Gyeongbokgung und die Hauptstraße Sejongno, die durch den Bezirk Jongno-gu führt, sowie die Berge rund um Seoul.
Um die Geschichte der Festung besser kennenzulernen, ist es sehr empfehlenswert, einen Führer zu engagieren. Die Führung wird zur Zeit jedoch nur auf Koreanisch angeboten. Doch auch zum Wandern und Fotografieren eignet sich die Route, bei der man die Landschaft genießen kann.
Einen zusätzlichen Spaß bringt auch das Sammeln von Stempeln, die zu Beginn jeder Route erhältlich sind. Wenn man alle vier Stempel sammelt, kann man ein Abzeichen erhalten, das das Laufen der vollen Strecke bestätigt.
Weitere Informationen zu der Führung, Stempeltouren und jeder Route werden auf Koreanisch, Chinesisch, Englisch und Japanisch auf der Hanyangdoseong-Website (https://seoulcitywall.seoul.go.kr/front/eng/index.do) angeboten.
Quelle: https://german.korea.net/NewsFocus/Travel/view?articleId=199428