
Das Coronavirus hat es für viele Länder deutlich gemacht, welche Rolle das Tragen von Schutzmasken bei der Eindämmung eines Virus spielt. In Korea hatte im März eine Rationierung von Masken begonnen, damit jede Person wöchentlich zwei Masken kaufen kann. ⓒ Kim Sunjoo
Von Lee Kyoung Mi und Elena Kubitzki
Nam Kyoung-mo, ein Büroangestellter in Seoul besucht am 8. April eine Apotheke. Er kann an diesem Tag, ein Mittwoch, zwei Masken kaufen, da er 1983 geboren ist. Die letzte Ziffer des Geburtsjahres bestimmt den Wochentag, an dem Menschen Schutzmasken kaufen können. Nam hatte eine lange Schlange vor der Apotheke erwartet, aber da kaum ein anderer Kunde vor Ort ist, bekommt er seine Maske im Handumdrehen.
Seit dem Ausbruch des Coronavirus tragen die meisten Menschen in Korea außer Haus eine Schutzmaske. Die Masken werden nicht nur auf dem Weg von und zur Arbeit getragen, sondern auch beim Gang zum Supermarkt, beim Arztbesuch und bei anderen Botengängen.
Während Experten das gründliche Händewaschen und Social Distancing schon länger empfehlen, ist nun klar, dass auch Masken eine große Rolle in der Prävention spielen, da sich das Coronavirus über Tröpfchen verbreitet, die beim Sprechen oder Husten von einer Person auf eine andere übertragen werden können.
In vielen asiatischen Ländern wie Korea, China und Japan ist das Tragen einer Schutzmaske bereits gewohnt und bekannt. Anders ist es jedoch in vielen westlichen Ländern. In Europa und den USA haben sich viele Menschen gegen das Tragen einer Maske gewehrt, weil es ungewohnt war oder übertrieben schien, und auch, weil Masken deutlich schwieriger zu finden sind. Mit steigenden COVID-19-Fallzahlen und Todesfällen hat sich die Einstellung zu Schutzmasken jedoch geändert. Viele Menschen haben begonnen, sie zu tragen, und in Tschechien, Österreich, Indien und der deutschen Stadt Jena ist das Tragen einer Maske bei Ausgängen außer Haus Pflicht.
In Korea ist es nicht gesetzmäßig vorgeschrieben, außer Haus eine Maske zu tragen. Aber die meisten Menschen tun es trotzdem, weil es zur Norm während der Corona-Krise geworden ist.
Koreaner können nun sehr bequem an die benötigten Schutzmasken kommen, wie im Beispiel des Büroangestellten Nam geschildert. Aber der Maskenkauf lief nicht immer so reibungslos ab. Zu Beginn des COVID-19-Ausbruchs waren die Menschen von Angst und Sorgen erfasst und kauften Unmengen an Masken auf, was zu einer Knappheit führte.
Um dieses Problem zu lösen, begann die koreanische Regierung am 9. März mit der Rationierung der Masken. Von diesem Datum an war es jeder Person erlaubt, wöchentlich zwei Masken zu kaufen, jeweils an einem bestimmten Wochentag. Personen, deren Geburtsjahr auf eine 1 oder 6 endet, können am Montag Masken kaufen. Personen mit einer 2 oder 7 am Ende am Dienstag, 3 oder 8 am Mittwoch, 4 oder 9 am Donnerstag und 5 oder 0 am Freitag. Wer unter der Woche nicht dazu gekommen ist, die Masken zu kaufen, kann dies am Wochenende nachholen.
Über die Apotheken kann niemand mehr als diese zwei Masken wöchentlich kaufen. Auch Ausländer, die in Korea wohnen, können die Masken auf diesem Weg kaufen, wenn sie die nationale Versicherung haben und ihren Ausländerausweis (Alien Registration Card) vorzeigen können.
Aber selbst nach dieser Änderung gab es zunächst eine riesige Anfrage, mit langen Schlangen vor den Apotheken und anderen Schwierigkeiten. Um das Angebot an Masken zu stabilisieren, verbot die Regierung den Massenkauf und das Versenden von Masken ins Ausland. Des Weiteren wurde die Produktion von neuen Masken angekurbelt.
Einige Menschen kauften auch gezielt keine Masken, um sie denjenigen zu überlassen, die sie am meisten brauchen. Öffentliche und bürgerliche Bemühungen wurden gestartet, um unter anderem Baumwollmasken von Hand herzustellen und diese zu spenden. Diese Bemühungen stabilisierten das Angebot und die Nachfrage von Masken, und Koreas Strategie wurde von ausländischen Medien zum Vorbild für andere Länder erklärt.
Nun läuft die Rationierung der Masken schon über einen Monat und langes Anstehen bei der Apotheke ist kein Problem mehr. Stattdessen sieht man Schilder, auf denen steht “Masken vorhanden” anstatt “Masken ausverkauft”, wie es vor einigen Wochen noch oft der Fall war. Dies gib den Menschen die Sicherheit, dass sich das Angebot an Masken der Nachfrage angepasst und stabilisiert hat.
Zahlen des Ministeriums für Lebensmittel- und Arzneimittelsicherheit zufolge standen am 15. April 9,7 Millionen Masken in Korea zur Verfügung, viermal mehr als am 27. Februar, an dem nur 2,4 Millionen Masken zum Kauf erhältlich waren.
Am 15. April betrug die Zahl aller COVID-19-Fälle in Korea 10.591 und die Zahl der täglichen Neuinfektionen lag bereits eine Woche lang bei unter 40. Obwohl die Zahl der Neuinfektionen rückgängig ist, ist es noch zu früh, um die Regulierungen zu locker, insbesondere da ein Impfstoff noch nicht existiert und neue Fälle aus dem Ausland importiert werden können. Experten warnen davor, Sicherheitsregeln und Verhaltensregulierungen zu schnell zu lockern. Stattdessen soll die Entwicklung des Virus weiterhin beobachtet werden und grundlegende Präventionsmaßnahmen, wie das Erhalten der persönlichen Hygiene und das Tragen von Schutzmasken, sollen aufrechterhalten werden.
km137426@korea.kr