Von Gastautor Miru Bang
Vor fast zwei Jahren kündigte ich meinen Arbeitsvertrag mit der Botschaft der Republik Korea in Wien. Was der Grund war? Der koreanische Militärdienst.
In Korea sind alle Männer, die zwischen 19 und 37 Jahre alt sind, zum Militärdienst verpflichtet. In der Praxis gehen sie normalerweise mit 19-21 Jahren zur Militär. Bei mir war es ein bisschen anders, da ich in Österreich war und im Vergleich zu den anderen realativ spät den Dienst geleistet habe. Das Alter spielt im Militär jedoch keine Rolle. Wir alle haben das gleiche Training, essen gemeinsam und tragen die gleiche Uniformen.
Das Training
In der ersten Woche im Trainingszentrum der koreanischen Armee haben die Rekruten zuerst eine Köperuntersuchung. Wer im Test nicht durchkommt, muss wieder nach Hause gehen. Auch bei uns waren einige, die den Test aus gesundheitlichen Gründen nicht bestanden haben.
So richtig los geht es dann erst mit der Grundausbildung ab der zweiten Woche. Diese Ausbildung besteht aus verschiedenen Trainings, wie z.B. Schießen, Einzelkampf usw. und man wird bei allen Trainings bewertet. Falls man ein Fach nicht besteht oder aus gesundheitlichen Gründen verpasst, muss man es wiederholen.
Während der gesamten Ausbildungszeit besteht ein Rauch- und Alkoholverbot und der Alltag im Trainingszentrum läuft immer nach einem gründlichen und einheitlichen Tagesplan ab. Es ist also nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch psychisch.
Offiziell zum Soldat werden

Die Eltern stecken das Rang- und Flaggeabzeichen auf die Uniformen der Söhne.
Wenn man die fünfwöchigigen Ausbildung erfolgreich absolviert, erhalten die Rekruten endlich den Rang
„Soldat“. In der letzten Woche gibt es dann eine Feier, wo die Familien der Rekruten mitfeiern dürfen. Bei dieser Feier wird
offiziell erklärt, dass die Rekruten ab dem Zeitpunkt zu „richtigen“ Soldaten erklärt worden sind und die Rekruten mit guten Ausbildungsergebnissen werden ausgezeichnet. Ich wurde auch ausgezeichnet, da ich mit der zweitbesten Note die Ausbildung absolviert habe. Am Ende der Feier heften die Familien das Rang- und Flaggeabzeichen auf die Uniformen der Söhne. Dies ist ein sehr emotionaler Moment.
Nach der Zeremonie wird bekanntgegeben, wer zur welcher Einheit geht. Manche sind erleichtert, da sie sich einer relativ stadtnahen Truppe anschließen werden, aber manche nicht, da sie an die Grenze zu Nordkorea gehen müssen.
Zwei Tage nach der Abschlussfeier gehen die Rekruten zu ihren Einheiten, um ihren restlichen Dienst zu beginnen. Ich wurde in einer Brigade eingesetzt, die nah an der Hauptstadt Seoul stationiert ist. Dort habe ich meine Militärlaufbahn in der Personalabteilung angefangen. Es war meine Aufgabe, die persönliche Angelegenheiten der ganzen Soldaten in der Brigade zu erledigen.
Der Militärdienst

Soldaten im Militärdienst beim Essen. (© Verteidungunsministerium)
Es gab einige Offiziere und Unteroffiziere in meiner Abteilung. Man könnte denken, dass die Soldaten nur arbeiten und eine steife Atmosphäre vorliegt. Das war in meiner Abteilung und Einheit jedoch ganz anders. Es wurde immer gelacht und ich durfte gegenüber meinem Chef offen meine Meinungen sagen. Man hat untereinander frei diskutiert und jede Meinung wurde sehr ernst genommen, egal welchen Rang man hatte. Man hatte immer die Gelegenheit, frei zu sprechen. Es war genau das Gegenteil von dem, was ich mir vor Dienstbeginn vorgestellt hatte. Das Militär ist heutzutage anders als noch vor zehn Jahren und verändert sich auch ständig weiter.
Ab und zu gab es große Trainings, also Kriegsübungen. Je nach Übung hatten wir sehr verschiedene Aufträge, die wir erfüllen müssen. Die Übungen sind extrem anstrengend, da man mit der ganzen Ausrüstung hin und her rennen und sehr viel laufen muss. In den Pausen saßen wir alle zusammen, tranken Wasser und ruhten uns kurz aus. Diese 10 Minuten waren wirklich das beste.
In der Kaserne gab es viele Räume, wo die Soldaten wohnen. In meinem Zimmer wohnten insgesamt 10 Personen. Jeder hat einen eigenen Schrank, in den man seine persönliche Gegenstände stellen kann. Selbstverständlich ist eines ganz wichtig: Ordnung. Jeden Tag gibt es eine Kontrolle, ob die Toilletten, der Flur und die Räume sauber sind. Der Grund: Es leben viele Leute in der Kaserne und Hygiene ist extrem wichtig. Meine Kameraden und ich mussten jeden Abend die Kaserne so sauber machen, als ob der Staub unser Feind wäre.
Der Militärdienst in Korea ist nicht einfach, aber auch nicht besonders schwierig. Es war eine Zeit, in der ich viele Dinge lernen konnte, z.B. Disziplin, Umgang mit Menschen, Verhalten in einer Gesellschaft. Vor allem sind die Kameraden, die ich dort kennengelernt habe, zu guten Freunden und einem wichtigen Teil meines Lebens geworden.
Diese 18 Monate sind jetzt Teil meiner Vergangenheit, und werden mir für immer in Erinnerung bleiben.

Der Gastautor Bang Miru in Uniform mit einem Freund.