
Bundeskanzler Sebastian Kurz und Präsident Moon Jae-in in Seoul 2019. © Blue House
Im Hinblick auf das 130-jährige Jubiläum seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Korea nächstes Jahr besucht Präsident Moon Jae-in vom 13.-15. Juni Österreich. Im Zuge dieses Staatsbesuchs sollen „die bilateralen Beziehungen noch weiter verstärkt werden”, verkündete der Pressesprecher des koreanischen Präsidentenhauses am 9. Juni.
Präsident Moon Jae-in trifft Bundespräsident Alexander van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz zu Gesprächen. Besprochen werden, auch in Anlehnung an den P4G Klimagipfel in Seoul, „die Stärkung der Kooperation im Bereich der Klimapolitik und eine vertiefende Zusammenarbeit bei der grünen Erholung nach der COVID-19 Pandemie und umweltfreundlichen Sektoren wie Elektroautos für eine nachhaltige Entwicklung sowie der Austausch im Bereich Bildung, Kultur und Jugend“, so das koreanische Präsidentenhaus.
Anlässlich des Staatsbesuchs von Moon Jae-in gab Bundeskanzler Kurz am 10. Juni auch ein Interview mit der koreanischen News Agentur Yonhap News. Dabei betonte er, die bilateralen Beziehungen weiter vertiefen zu wollen, und zwar „im Zuge einer strategischen Partnerschaft, vor allem in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung, Kultur und Jugend. Wir schätzen Korea als Technologiepartner.” Kurz freue sich daher sehr über den Besuch von Präsident Moon Jae-in.
Hier ist das vollständige Interview, das Yonhap News mit Bundeskanzler Kurz geführt hat.
Yonhap News: Der Präsident der Republik Korea wird zum ersten Mal seit Aufnahme diplomatischer Beziehungen vor 129 Jahren Österreich einen Staatsbesuch abstatten. Wie finden Sie das?
In welchen Bereichen erwarten Sie sich, dass durch diesen Besuch die beiden Ländern eine gezieltere Zusammenarbeit entwickeln werden?
Sebastian Kurz: Österreich und die Republik Korea unterhalten nun seit fast 130 Jahren exzellente bilaterale Beziehungen. Diese wollen wir nun weiter vertiefen im Zuge einer strategischen Partnerschaft, vor allem in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Forschung, Kultur & Jugend. Wir schätzen Korea als Technologiepartner. Ich bin auch dankbar für den regelmäßigen Austausch seit letztem Jahr über die Bewältigung der COVID-Pandemie. Hier konnten wir gerade in Hinblick auf die erste Welle von den Erfahrungen Koreas lernen.
Wir freuen uns daher sehr über den Besuch von Präsident Moon Jae-in, der Ausdruck unserer hervorragenden Beziehungen ist. Zuletzt hoffen wir auch wieder auf koreanische Touristen, denn Korea ist für uns ein sehr wichtiger Herkunftsmarkt in Asien.
In Ihrer Rede an die Nation im August letzten Jahres sagten Sie, dass Sie die Zusammenarbeit mit kleinen und mittleren Ländern, die innovativ und wirtschaftsstark sind, verstärken möchten und erwähnten dabei speziell Südkorea als eines dieser Länder. Welche Aspekte Koreas sind Ihrer Meinung nach besonders innovativ und wirtschaftsstark?
Korea ist besonders innovativ und ein Weltführer in einigen Bereichen, wie etwa 5G. Es bestehen über 90 bilaterale Abkommen im Hochschulbereich, wir arbeiten zusammen in der Grundlagenforschung und für den Herbst ist ein virtueller österreichisch-koreanischer Wissenschaftstag geplant. Diese Zusammenarbeit gilt es noch weiter zu intensivieren, gerade auch in Zusammenhang mit Innovation für den Klimaschutz. Möglich ist zum Beispiel eine engere Zusammenarbeit in den Bereichen erneuerbare Energien und Energiespeicherung.
Haben Sie besondere Erinnerungen an Präsident Moon Jae-in oder Korea von Ihrem Besuch in Seoul im Februar 2019, die Sie uns vorstellen können?
Ich habe mich sehr gefreut über den herzlichen Empfang durch Präsident Moon Jae-in im Blauen Haus und unser sehr interessantes Gespräch. Ich freue mich darauf, dieses nun im Zuge des Besuchs des Präsidenten in Wien fortsetzen zu dürfen. Die gemeinsame Veranstaltung mit Ban Ki-Moon mit Studenten zu den SDGs ist mir auch noch in bester Erinnerung. Das MoU im Forschungsbereich, das vor zwei Jahren in Seoul im Zuge des Besuchs abgeschlossen wurde, wird von den Wissenschaftlern übrigens sehr gut angenommen.
Sie nahmen kürzlich am P4G-Gipfel teil. Die Teilnehmer dort waren sich einig, wie wichtig eine Green Recovery für die Überwindung von COVID-19 ist. In Zukunft wollen sowohl Korea als auch Österreich Anstrengungen zur Förderung umweltfreundlicher Industrien unternehmen. Welche Art der Zusammenarbeit sehen Sie zwischen den beiden Ländern möglich?
Ich bin Präsident Moon Jae-in sehr dankbar für seine wichtige Initiative für den Klimaschutz. Es war ermutigend zu hören, welche Maßnahmen bereits weltweit im Kampf gegen den Klimawandel gesetzt werden. Österreich strebt bis 2040 Klimaneutralität an. In Österreich gibt es zudem einige weltweit führende Unternehmen im Umweltbereich und bei erneuerbaren Energien, gerade auch die voest, die am P4G Gipfel teilgenommen hat. Hier gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten für eine Kooperation mit Korea sowohl zwischen Unternehmen als auch in der Forschung.
Anlässlich des jüngsten P4G-Treffens diskutierten die beiden Länder über Lösungen zum Klimawandel. Wie sehen koreanische Initiative wie Green ODA aus der Sicht Österreichs, das seit langem eine umweltfreundliche Politik umsetzt, aus und welches Potenzial gibt es bei der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern, um in Zukunft auf den Klimawandel zu reagieren?
Ich halte das für eine interessante Initiative, die es im Rahmen der OECD weiter zu diskutieren gilt. Den Klimawandel werden wir nur durch globale Kooperation effizient bekämpfen können.
Für die Erreichung des Klimaneutralitätsziels ist der aktuelle Trend zum Ausbau des Angebots an Elektrofahrzeugen in Österreich von großer Bedeutung. Es ist bekannt, dass der Anteil der Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen von Hyundai und Kia aus Korea in Österreich mit 15 % recht hoch ist. Wie denken Sie über die Perspektiven der Zusammenarbeit im Bereich Elektromobilität zwischen den beiden Ländern?
Wir stehen für die ambitionierten Klimaziele der EU. Am Weg zur Klimaneutralität ist nicht der Motor entscheidend, sondern der Treibstoff. Unser Ziel ist Elektromobilität ohne Atomstrom und Motoren mit synthetischen CO2-neutralen Treibstoffen. Ich sehe hier viele Möglichkeiten zur Kooperation zwischen unseren beiden Ländern.
Sie sind in Korea als junger Bundeskanzler sehr bekannt. Ich denke, dass in diesem Fall „Jungsein“ nicht nur eine Zahl bedeutet, sondern auch eine entschlossene und flexible Politik umfasst. Wie denken Sie darüber?
Ich habe mit 17 begonnen, mich ehrenamtlich zu engagieren in der Politik, um Dinge zum Besseren zu verändern. Eingetreten bin ich immer für möglichst bürgernahe Politik und eine Stärkung der direkten Demokratie, etwa über Vorzugsstimmen. Das ist mein Zugang zur Politik. Die Jugend selbst ist etwas, das von Tag zu Tag abnimmt.
Abschließend möchten wir Sie fragen, ob Sie auch in Wien Erfahrungen mit der koreanischen Kultur und insbesondere der koreanischen Küche gemacht haben, und wenn ja, ob Sie uns Ihr koreanisches Lieblingsgericht verraten können.
Ich esse gerne die koreanischen Küche, besonders Bulgogi schmeckt mir.