
Seo Kyeong-duk, Professor an der Sungshin Women’s University in Seoul, sagte am 26. Juni in einem Interview mit Korea.net, dass die Ausstellung im japanischen Informationszentrum für industrielles Erbe eine gute Gelegenheit bieten könnte, die Welt über die Geschichte der Zwangsarbeit auf der Insel Hashima zu informieren. ⓒ Jeon Han
Von Kim Young Deok und Elena Kubitzki
„Wir können Japans Verzerrung der Geschichte als Gelegenheit nutzen, um die Welt über die Geschichte hinter Japans Einsatz von Zwangsarbeitern zu informieren.“
Dies sagte Seo Kyeong-duk, Professor an der Sungshin Women’s University in Seoul, über eine Ausstellung im japanischen Informationszentrum für industrielles Erbe in Tokio, in der die japanische Regierung die Tatsache ignoriert, dass Koreaner zur Arbeit auf der Insel Hashima gezwungen wurden.
In einem Interview mit Korea.net am 26. Juni in seinem Büro i Seongbuk-gu, Seoul, sagte der Professor, dass es eine objektive Tatsache sei, dass Japan sich falsch verhält.
Im Juli 2015 versprach Japan gegenüber der internationalen Gemeinschaft, die Opfer anzuerkennen und zu ehren, wenn die 23 Standorte der industriellen Meiji-Revolution zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt werden. Seo sagte, Japans gebrochenes Versprechen sei eindeutig falsch und sollte genutzt werden, um die Welt über die Geschichte des Landes und die Art und Weise, wie Menschen auf der Insel zur Arbeit gezwungen wurden, zu informieren.
Am 15. Juni dieses Jahres wurde das Zentrum in Tokio mit einer Ausstellung geöffnet, in der bestritten wird, dass Koreaner gezwungen wurden, auf Hashima zu arbeiten.
Bei der Registrierung der Insel als UNESCO-Weltkulturerbe versprach Japan, Maßnahmen zu ergreifen, um die Öffentlichkeit über seine Politik des Einsatzes von Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs zu informieren. Dieses Versprechen wurde jedoch gebrochen.
Im Folgende sind Auszüge aus dem Interview zu lesen.
Wie hat die japanische Regierung ihr Versprechen gebrochen?
Während einer Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees im Juli 2015 versprach der japanische UNESCO-Botschafter Kuni Sato den Bau eines Informationszentrums, in dem die Geschichte der Koreaner erklärt wird, die gezwungen wurden, auf der Insel Hashima zu arbeiten. Doch die tatsächliche Ausstellung enthält keine tiefgründigen historischen Erklärungen. Die japanische Regierung hat gelogen und ihr Versprechen nicht gehalten.
Wurde Japans Versäumnis, sein Versprechen zu halten, erwartet?
Wir müssen uns mit Japans Maßnahmen nach der Ausweisung des UNESCO-Weltkulturerbes im Jahr 2015 befassen. Seitdem haben wir in den letzten fünf Jahren jedes Jahr nicht nur die Insel Hashima, sondern auch andere Meiji-Industriestandorte wie die Kohleminen Takashima und Miike besucht, um zu sehen, ob Japan sein Wort gehalten hat. Der Begriff „Zwangsarbeit“ war nirgends auf Schildern, in Broschüren oder anderswo zu finden. Es wurde nicht einmal erwähnt.
Die UNESCO spielt eine entscheidende Rolle, um sicherzustellen, dass Japan sein Versprechen einhält.
Ich habe der UNESCO zwei Briefe über Japans gebrochenes Versprechen geschickt. Ich schrieb, dass sich die UNESCO nicht durch japanische Mittel für die Organisation beeinflussen lassen darf. Japan finanziert einen großen Teil der UNESCO-Mittel, aber dies sollte nicht bedeuten, dass es die UNESCO herumkommandieren kann.

Auf einem Schild auf der Insel Hashima in der japanischen Präfektur Nagasaki steht „Orte der japanischen industriellen Meiji-Revolution“. Professor Seo Kyeong-duk sagte, keines der Schilder im UNESCO-Weltkulturerbe enthalte den Begriff „Zwangsarbeit“. ⓒ Seo Kyeong-duk
Gibt es ähnliche Fälle wie Hashima im Ausland?
Der Fall der Insel Hashima kann mit dem Fall der deutschen Kohlenmine Zeche Zollverein verglichen werden, die 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Diese Kohlenmine wurde während des Zweiten Weltkriegs von dort arbeitenden Juden und Kriegsgefangenen betrieben. Die Bundesregierung hat am Mineneingang ein Schild angebracht, auf dem deutlich steht, dass dort Zwangsarbeit stattgefunden hat. Da die Geschichte der Mine wahrheitsgemäß dargestellt wurde, hatten die Nachbarländer von Deutschland keine Einwände, als die Mine zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Sie besuchen die Insel Hashima jedes Jahr. Beschreiben Sie die Atmosphäre dort.
Die Reiseleiter dort erzählen ausländischen Besuchern nur, dass die Insel eine moderne Industriestätte Japans ist, die zum Weltkulturerbe gehört. Nach der Ankunft auf der Insel werden Reisende nur in bestimmte Teile der Insel gebracht und nicht auf die Seite, auf der die Opfer lebten. Es ist also nicht möglich, die wahre Geschichte der Insel zu erfahren.
Wie sehen die japanische Öffentlichkeit und die Medien dieses Problem?
Sie wissen, dass die Insel als Weltkulturerbe registriert wurde. Doch wie können sie über die dortigen Zwangsarbeiter Bescheid wissen, wenn es so an Bildung zu diesem Thema mangelt? Aber ich habe das Gefühl, dass die japanischen Medien langsam selber Maßnahmen ergreifen. Vor der öffentlichen Eröffnung des Informationszentrums kritisierte der japanische Nachrichtendienst Kyodo News das Zentrum für seinen historischen Revisionismus.
Wie wird sich dieses Problem Ihrer Meinung nach entwickeln?
Dies ist eine erstklassige Gelegenheit. Die objektive Wahrheit ist, dass Japan sich falsch verhält. Wir müssen Japans Fehlverhalten als Gelegenheit nutzen, um die Welt über die historische Wahrheit zu informieren. Wenn dies Japan zum Handeln anspornt, können wir vielleicht auch andere historische Verzerrungen korrigieren. Das Informationszentrum für das industrielle Erbe könnte so die Achillesferse Japans werden.
kyd1991@korea.kr