7번방의 선물 (7-Beon-bang-ui Seon-mul)
Regisseur: Lee Hwan-kyung (이환경)
Jahr: 2013
Dauer: 127 min
Cast: RYU Seong-ryong (류승룡), GAL So-won (갈소원), PARK Shin-hye (박신혜), OH Dal-su (오달수), JUNG Jin-young (정진영)
Miracle in Cell No. 7 ist ein überaus beliebter koreanischer Film, der auch acht Jahre nach seiner Veröffentlichung noch auf dem 7ten Platz der erfolgreichsten koreanischen Filme aller Zeiten steht. Augenscheinlich beginnt alles mit einer Szene bei Gericht und einer (recht forschen) jungen Frau (PARK Shin-hye), die einen Fall aus der Vergangenheit neu aufrollen und richtigstellen will. Wenige Momente später finden wir uns im Jahr 1997 wieder; genau genommen im Winter 1997, denn es ist eiskalt und verschneit. Die Aufmerksamkeit der Zusehenden wird dann auf Yong-gu (RYU Seung-ryong), einen geistig behinderten Mann, der sich alleine um seine sechsjährige Tochter Ye-sung (GAL So-won) kümmert und dabei alles gibt, gelenkt. Das erste Mal trifft man vor einer Auslage auf das Vater-Tochter-Gespann, wo die beiden ganz hingebungsvoll einen gelben Sailor-Moon-Rucksack anhimmeln. Beide sind aufgeregt, denn sobald Yong-gu seinen nächsten Lohn erhält, kann er den Rucksack endlich für Ye-sung kaufen. Schon diese erste Interaktion der beiden ist sehr liebevoll und sorgt dafür, dass den Zusehenden warm ums Herz wird – der erste große Twist (ein ziemlicher Schock sogar) lauert allerdings schon hinter der nächsten Ecke.
Genau dieser gelbe Rucksack scheint Yong-gu letztlich zum Verhängnis zu werden: Nach dem Tod der neunjährigen Tochter des Polizeikommandanten wird er nach einem (erzwungenen) Geständnis eingesperrt, obwohl er das Verbrechen natürlich nicht begangen hat. So findet er sich im Gefängnis wieder; getrennt von seiner Tochter, hinter Schloss und Riegel und gemeinsam mit einer kleinen Gruppe Krimineller. Die erste Begegnung dieser so unterschiedlichen „Parteien“ ist angespannt, doch als Yong-gu letztlich das Leben von Yang-ho (OH Dal-su) rettet, bessert sich die Lage. Und noch wichtiger: Yang-ho schuldet Yong-gu nun einen Gefallen. Was also will Yong-gu mehr als alles andere? Wieder mit seiner Tochter vereint zu sein, ganz klar.
Würde es sich bei Miracle in Cell No. 7 um einen westlichen Film handeln, würden nun erst einmal langgezogene Actionsequenzen folgen, die zeigen (und vielleicht auch erklären), wie eine Gruppe Gefangener ein sechsjähriges Mädchen ins Gefängnis schmuggeln kann. Regisseur LEE Hwan-kyung hat davon jedoch abgesehen und sich stattdessen auf das Zwischenmenschliche konzentriert: Sechs Männer, alle irgendwo zwischen nervös und überglücklich angesiedelt, und ein kleines Kind versuchen irgendwie, in der kleinen Zelle zurechtzukommen, denn natürlich ist der Versuch, die Kleine wieder herauszuschmuggeln, danebengegangen. Kein Wunder, es sollte wohl auch schwieriger sein, aus dem Gefängnis heraus– als hineinzukommen, oder?
Der komödienhafte Teil ist hier ebenso präsent wie die Liebe, die aus jeder Szene mit Yong-gu und Ye-sung spricht – hier bleibt keiner der Anwesenden unberührt und es dauert nicht lange, bis allen klar wird, dass Yong-gu das Verbrechen, für das er angeklagt wird, nicht begangen haben kann. Seine Zellenkumpanen – „Boss“ Yang-ho, der „Großvater“ der Gruppe Seo (KIM Ki-cheon), der White-Collar-Kriminelle Chun-ho (PARK Won-sang), der freundlich-liebe Dieb Bong-shik (JUNG Man-shik) und der vorlaute Man-beom (KIM Jung-tae) – beschließen daraufhin, Yong-gus Unschuld zu beweisen (komme, was da wolle). Letztlich ist es sogar Gefängnisleiter Jang Min-hwan (JEONG Jin-young) selbst, der besonders hartnäckig um Yong-gu (und dessen Leben) kämpft.
Auf der einen Seite wird der Film durch seine komödienhaften Elemente angetrieben, die rein und erfrischend wirken, während es auf der anderen einige deutliche Melodrama-Aspekte gibt: Ein unschuldiger Mann wird eingesperrt, das Rechtssystem lässt ihn im Stich. Es ist faszinierend, wie gut diese beiden Seiten hier zusammenarbeiten. Gelegentlich scheint die Balance zwar kippen zu wollen, jedoch kann die hochkarätige Besetzung hier einiges wettmachen. RYU Seung-ryong, der auf Messers Schneide steht, stellt den geistig behinderten Yong-gu dar, und findet diese Balance scheinbar spielerisch. Seine Performance wird durch Gal So-won, die für ihr Alter wirklich großartig ist, noch unterstrichen und erhält zusätzlich Tiefe. Ein anderer Punkt, der der Balance zugutekommt, ist, dass die Nebenhandlungen nie in den Vordergrund rücken, aber gleichzeitig dafür sorgen, dass die Geschichte natürlicher und authentischer vermittelt wird. Zwar benötigt man gelegentlich etwas Fantasie, aber es driftet nie zu sehr ab; dass reale Probleme wie Analphabetismus, mangelnde Kinderversorgung und Schmerz durchaus angesprochen und gut eingebunden werden, hilft hier durchaus. Darüber hinaus versucht der Film zwei Dinge: (gerechtfertigten) Zorn auf ein überholtes, mangelhaftes System lenken, gleichzeitig aber Mitgefühl für Unschuldige schaffen und aufzeigen, dass Verbindungen zwischen Menschen immer und überall entstehen können. Unabhängig von Rang und Ort.
Das titelgebende „Wunder“ ist eine Darstellung von Mitgefühl, Freude und Liebe – die wichtigen Dinge im Leben, auf die wir alle uns öfter und mehr konzentrieren sollten, ganz gleich, was uns noch bevorstehen mag. Eine kleine Warnung: Auch im Film stehen den Zusehenden so einige schlimme Dinge bevor, doch sollte dies keineswegs abschrecken. Eine weitere wichtige Message des Films ist, dass es auch immer Gerechtigkeit geben wird, ganz gleich, wie lange man auf sie warten muss – oder wie viele weitere Ungerechtigkeiten bis dahin passieren. Das Leben ist unfair, ja, und oft hat man auch das Gefühl, daran zerbrechen zu müssen, jedoch gibt es trotz allem Dinge, für die es sich zu leben lohnt und auf die man sich freuen kann. Es gibt Menschen, die man liebt, und diese Liebe, die man hier investiert, ist nie verschwendet. Sie verbreitet sich immer weiter und eines ist klar: Die Liebe ist das größte aller Wunder.