Titel: The Houseguest and my Mother
Sa-rang-bang Son-nim-gwa Eo-meo-ni (사랑방 손님과 어머니)
Regisseur: Shin Sang-ok (신상옥)
Jahr: 1961
Dauer: 102 min.
Besetzung: Choi Eun-hee (최은희), Kim Jin-kyu (김진규), Jeon Yeong-seon (전영선), Han Eun-jin (한은진), Do Kum-bong (도금봉)
Ein Klassiker des koreanischen Kinos: „The Houseguest and My Mother“ von Shin Sang-ok basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Ju Yo-seop und erzählt zwei Liebesgeschichten aus der Perspektive des sechsjährigen Mädchens Ok-hee (Jeon Yeong-seon).

Ok-hee mit einer Zeichnung von sich selbst
In dem reizenden Intro, das mit Kinderzeichnungen von Ok-hee untermalt ist, wird uns via Voiceover nicht nur die Heimat des gewitzten Mädchens nähergebracht, sondern auch dessen Familie vorgestellt: Die Großmutter (Han Eun-jin), eine ernste Diakonin, vor der sich alle fürchten außer Ok-hee; die Mutter (Choi Eun-hee), die in Ok-hees Augen die schönste Frau der Welt ist, und letztlich das gutherzige Hausmädchen (Do Kum-bong), das zwar fleißig ist, jedoch auch ebenso „gerne isst und schläft“.
Die drei Frauen sind verwitwet, weswegen das Haus, in dem Ok-hee mit ihnen zusammenlebt als „Witwenhaus“ bezeichnet wird. Ok-hee weiß nicht, was eine Witwe ist, fügt jedoch an, dass „sie als ‚Witwentochter‘ bezeichnet wird und dass dies heißt, dass ihre Mutter eine Witwe ist“.

Kinderzeichnungen während des Intros
(Witwenhaus und Mutter)
Mit der Ankunft von Ok-hees Onkel, dem älteren Bruder der Mutter, und einem Bekannten des verstorbenen Vaters beginnt die eigentliche Geschichte: Herr Han (Kim Jin-kyu), ein Künstler aus Seoul, mietet sich in einem Zimmer des „Witwenhauses“ ein. Genauere Gründe hierfür werden nie gegeben, jedoch dauert es trotzdem nicht lange, bis sich Ok-hee mit dem Hausgast anfreundet und ihn als Vaterfigur anzusehen beginnt. Und auch Herr Han scheint Ok-hee direkt ins Herz zu schließen – es folgen einige herzerwärmende Momente, die jedoch trotzdem einen leicht bitteren Nachgeschmack hinterlassen. „So könnte es sein“, denkt man sich, weiß allerdings genau, dass es nicht so einfach ist; dass es nie so einfach ist, wie es sich aus der Sicht eines Kindes darstellt.

Ok-hee und Herr Han
Ok-hee, die ihre Mutter, aber auch Herr Han glücklich sehen möchte, unternimmt allerlei (wohlgemeinte) Versuche, die beiden zusammenzubringen. Oder zumindest dafür zu sorgen, dass sie ein paar Worte wechseln.
Es gibt keine Handlung im klassischen Sinne, viel eher baut der Film eine gewisse Atmosphäre auf und spielt mit der Spannung, die sich zwischen der Mutter und dem Hausgast entwickelt. Gleichzeitig wird hier aber auch mit den Erwartungen und Hoffnungen der Zuseher gespielt, die immer wieder zwischen Fragen wie „Werden sie?“ und „Dürfen sie?“ hin- und hergerissen werden. Auch die Romanze des Hausmädchens und des Eierverkäufers spielt eine wesentliche Rolle, denn diese Charaktere gehören einer anderen Gesellschaftsschicht an. Zwar gibt es auch für das Hausmädchen einige Konsequenzen, jedoch sind diese im Vergleich durchaus auszuhalten.
Untermalt wird die Gefühlswelt der Mutter durch melancholische Symphonien von Frédéric Chopin, die die Schauspielerin Choi Eun-hee selbst auf dem Klavier zum Besten gibt. Ihre Leistung ist hier und generell im Laufe des Films gleichermaßen beeindruckend und bewegend.
„The Houseguest and My Mother” setzt auf ruhige, sanfte Momente, aber auch auf tiefgehende Emotionen. Als Zuseher möchte man sich bis zum Schluss einen Funken Hoffnung bewahren, denn schließlich findet die Mutter unerwarteten Beistand von ihrem älteren Bruder sowie der Schwiegermutter, die im Laufe des Films eine Wandlung durchmacht und mehr ist als ein eindimensionaler Charakter. „The Houseguest and My Mother“ ist ein Film, der sich seinen Platz als Klassiker mehr als verdient hat.