Titel: Our Body
A-wo Ba-di (아워 바디)
Regisseur: Han Ka-ram (한가람)
Jahr: 2019
Dauer: 95 min.
Besetzung: Moon Choi / Choi Hee-seo (최희서), Ahn Ji-hye (안지혜), No Susanna (노수산나)
Der Debütfilm von Regisseurin Han Ka-ram „Our Body“ folgt der 31-jährigen Ja-young (Moon Choi), die den größten Teil ihrer Jugend hinter dem Schreibtisch und lernend verbracht hat. Sie ist Absolventin einer namhaften Universität und bereitet sich seit etlichen Jahren auf die Beamtenprüfung vor – eine Prüfung, die sie letztlich nicht ablegt. Es folgt ein heftiger Streit mit ihrer Mutter und Ja-young sieht sich gezwungen, ihren eigenen Weg zu finden.
Ja-young ist nicht nur 31 Jahre alt, sie ist außerdem unverheiratet und hat keine Ahnung, in welche Richtung ihr Leben gehen soll. Sie hat zwar einen Freund, doch scheint die Beziehung nicht allzu erfüllend zu sein. Wie auch in ihrem bisherigen Leben lässt sie sich treiben und „es eben über sich ergehen“.
Der Teilzeitjob, den sie später annimmt und den sie ihrer (Schul-)Freundin Min-ji (No Susanna) zu verdanken hat, scheint sie ebenfalls nicht unbedingt glücklich zu machen. Ja-young ist älter als die übrigen Teilzeitarbeiter und während diese allesamt lebhaft und fröhlich wirken, verfällt sie immer weiter in eine gewisse Lethargie. Es ist offensichtlich, dass sie nicht das Gefühl hat, zu den anderen zu gehören, sie empfindet sich selbst als Außenseiterin – das peinliche Schweigen, das folgt, nachdem sie erklärt hat, woher sie Min-ji tatsächlich kennt, untermauert dies zusätzlich.

Ja-young trifft auf die Joggerin Hyun-joo
Erst als Ja-young auf die Joggerin Hyun-joo (Ahn Ji-hye) trifft, scheint sie neue Energie und Inspiration zu finden. Ja-young sieht Hyun-joo als das Ideal an, das es zu erreichen gilt, und es ist teilweise schwierig zu sagen, ob sie sich nun eine Beziehung mit ihr wünscht, oder ob sie Hyun-joo sein möchte. Die Chemie zwischen den beiden stimmt und so baut sich in den Szenen, in denen sie allein in Hyun-joos Apartment sind und etwas trinken oder aber gemeinsam früh morgens Seoul überblicken, eine spürbare Spannung auf.
Es ist gut, dass Regisseurin Han auf eine Montage verzichtet und stattdessen Ja-youngs Probleme mit dem Training und damit, mit den anderen mitzuhalten, gezeigt hat. Ja-young entwickelt sich als Figur nach und nach weiter und während sie zu Beginn noch eher zurückhaltend und ruhig ist, sieht man sie nun als willensstarke junge Frau. Durch das regelmäßige Laufen und die Verbesserung ihres Allgemeinzustands, ändert sich ihre Haltung; ihre Bewegungen scheinen sicherer, selbstbewusster und sie zeigt auch deutlich mehr Temperament. Über Gefühle wird kaum gesprochen, allerdings erhält man auch so einen Einblick in die Gefühlswelt der beiden Frauen: Während sie laufen, sind sie befreit. Die gesellschaftlichen Erwartungen (ebenso die Erwartungen der eigenen Familie) und alle übrigen Schwierigkeiten, sei es nun Diskriminierung aufgrund ihres Alters oder Sexismus, lassen sie hinter sich.

Ja-young und Hyun-joo früh morgens vor dem Lauftraining
„Our Body“ ist ein Film, der nicht davor zurückscheut, aktuelle Probleme innerhalb der koreanischen Gesellschaft anzusprechen und auch ganz deutlich aufzuzeigen. Ja-young, die mit 31 noch nicht verheiratet ist, bezeichnet sich selbst als „zu alt“, um noch einen (guten) Job finden zu können, und auch ihr Aussehen (obwohl sie hübsch und schlank ist) scheint ihr nicht zu passen. Hyun-joos fitter Körper scheint das Ideal zu sein.
Obwohl der Film gegen Ende ein wenig an „Schwung“ verliert und sich scheinbar mehr vorgenommen hat als in der kurzen Zeitspanne zu bewältigen war, ist er doch ein gelungenes Erstlingswerk. Vor allem die schauspielerische Leistung von Moon Choi (Choi Hee-seo) muss hervorgehoben werden.