Festivals, Feiern, Feiertage

von Daho Lee
Koreaner in traditioneller Kleidung

Festivals

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts lebten die Koreaner weitgehend von der Landwirtschaft. Das Alltagsleben der Menschen wurde durch den Mondkalender bestimmt. Als Gesellschaft, die primär von der Landwirtschaft lebte, war es wichtig, für eine gute Ernte und ausreichend Nahrung zu beten. Aus diesen Veranstaltungen mit religiösem Charakter entwickelten sich im Laufe der Zeit in den einzelnen Kommunen zahlreiche Feste und Feiern.

Der Neujahrstag (Seol oder Seollal) richtet sich nach dem Mondkalender. An diesem Tag, der als der wichtigste aller traditionellen Festtage angesehen wird, isst man Tteokguk, eine Reissuppe. Wenn man die Suppe isst, wird man ein Jahr älter, (das bedeutet zum Beispiel, dass ein Kind, das am 29. Tag des zwölften Mond- Monats, also am 29. Dezember, geboren wurde, zwei Tage nach seiner Geburt schon zwei Jahre alt wird.). Am Neujahrstag findet auch die Sebae-Zeremonie statt (Sebae heißt wörtlich übersetzt „die Verbeugung am Neujahrstag“). Während der Zeremonie verbeugen sich die Jüngeren aus einer Familie und auch aus der Nachbarschaft vor den Älteren. Nach der Zeremonie schenken die Älteren den Jüngeren Geld. 

Ein weiterer wichtiger Feiertag ist Daeboreum (großer Vollmond). Er wird am ersten Vollmondtag des Jahres (am 15. Januar nach dem Mondkalender) gefeiert. An diesem Tag isst man Ogokbap, ein Gericht, das aus fünf Getreidesorten zubereitet und mit verschiedenen Gemüsearten angerichtet wird. Im Interesse eines harmonischen Zusammenseins spielt man Spiele und zelebriert bestimmte Rituale, um eine gute Ernte zu erbitten. 

Chuseok, das koreanische Erntedankfest, wird am 15. Tag des achten Monats nach dem Mondkalender gefeiert. An diesem Tag finden viele Feierlichkeiten zum Gedenken an die Ahnen statt. Ihnen werden frisch geerntetes Getreide und Früchte dargeboten. So wie am Neujahrstag kommen auch an Chuseok alle Familienmitglieder zusammen. Man sagt sogar: „Nicht mehr, nicht weniger. Sei es doch immer so schön wie Hangawi (ein anderer Name für Chuseok).“

Koreanische Familie beim Feiern
Koreanische Familie beim Feiern

Chuseok and Songpyeon. Während des Chuseok (Erntedank)-Feiertags im Herbst (15. Tag des achten Monats nach dem Mondkalender) versammelt sich die Familie und bereitet Songpyeon (halbmondförmigen Reiskuchen) zu.

Feiern 

Der hundertste Lebenstag eines Kindes (Baegil) und sein erster Geburtstag (Dol) werden ganz besonders gefeiert. Zu Ehren des Kindes findet ein großes Festessen statt, an dem die ganze Familie, Freunde und Verwandte teilnehmen. Man betet für die Gesundheit des Kindes, für Erfolg und ein langes Leben und schenkt Goldringe. Auch Hochzeiten werden ganz groß im Kreise der Familie gefeiert. Heutzutage wählen die meisten jungen Leute ihren zukünftigen Ehepartner selber.

Traditionelle Hochzeit. Die traditionelle koreanische Hochzeit wird in drei Etappen gefeiert: Jeonalye: Der Bräutigam besucht die Familie der Braut und übergibt ihr eine hölzerne Ente; Gyobaerye: Braut und Bräutigam verbeugen sich feierlich voreinander; Hapgeunlye: Das verheiratete Paar trinkt zusammen ein Glas Wein. Das Foto zeigt Braut und Bräutigam während sie sich feierlich voreinander verbeugen (Gyobaerye).

Früher waren Hochzeiten vor allem in Dörfern große Feste, an denen die gesamte Dorfgemeinschaft teilnahm. Das Brautpaar war festlich gekleidet: Der Bräutigam trug Samogwandae, eine traditionelle Kleidung für Gerichtsbeamte, und die Braut trug einen aufwändig bestickten Brautmantel wie Hwarot oder Wonsam sowie einen mit Juwelen besetzten Kopfschmuck oder eine Krone namens Jokduri.

Heute heiratet man im Allgemeinen nach westlichem Stil. Einige Rituale wie Pyebaek (eine traditionelle Zeremonie der Ehrerbietung gegenüber der Familie des Bräutigams durch das frisch vermählte Paar direkt nach der Hochzeit) und Ibaji (Hochzeitsessen, das die Braut der Familie des Bräutigams anbietet) sind heutzutage noch lebendig. 
 
Nach koreanischer Auffassung ist ein neu geborenes Kind bei seiner Geburt bereits ein Jahr alt, da die Zeit berücksichtigt wird, in der es sich im Mutterleib befindet. Der 60. Geburtstag wurde früher groß gefeiert, und derjenige wurde besonders respektiert, weil er nun alt genug war, um den Ablauf der Naturgesetze zu verstehen. Heute ist die Lebenserwartung der Koreaner mit durchschnittlich 80 Jahren viel höher als in früheren Zeiten. Dadurch wird heute der 70. Geburtstag groß gefeiert, und nicht der Sechzigste. 
 
Nationale Feiertage

In Korea gibt es fünf von der Regierung festgelegte nationale Feiertage: den Tag der Unabhängigkeitsbewegung (Samiljeol, 1. März). Der Tag erinnert an die ersten Aufstände gegen die japanische Kolonialherrschaft 1919 und die Verkündigung der Verfassung der Republik Korea 1948; den Tag der Befreiung (Gwangbokjeol, 15. August) von der japanischen Kolonialherrschaft 1945; den Tag der Staatsgründung, der an die Gründung von Gojoseon 2333 v. Chr. (3. Oktober) erinnert, und den Hangeul-Tag (Hangeullal, 9. Oktober), der an die Ausarbeitung und Bekanntmachung des koreanischen Alphabets, Hangeul, erinnert.

Gesetzliche Feiertage

Zu den gesetzlichen Feiertagen, an denen nicht gearbeitet wird, gehören der Neujahrstag Seollal (Neujahrstag nach dem Mondkalender, der drei Tage lang gefeiert wird), Chuseok, das koreanische Erntedankfest (es wird im Herbst am 15. Tag des achten Mondmonats gefeiert und dauert drei Tage lang), Buddhas Geburtstag (am 8. Tag des vierten Mondmonats), Tag der Kinder (5. Mai), Volkstrauertag (6. Juni) und Weihnachten. Insgesamt gibt es 15 gesetzliche Feiertage, an denen die Geschäfte geschlossen sind und die Angestellten frei haben; der Tag der Verfassung gehört nicht dazu.