
Korea war lange eine homogene Gesellschaft. Seit Ende des 20. Jahrhunderts ist die Zahl der nach Korea eingewanderten Arbeiter und die ausländischer Studierender jedoch enorm gestiegen. Laut der im November 2017 durchgeführten Volks- und Wohnungszählung betrug die Zahl der im Land lebenden Ausländer 1,48 Millionen, was fast 2,9% der Gesamtbevölkerung entspricht. 48,0% davon waren chinesische Staatsangehörige.

In letzter Zeit ist die Zahl multikultureller Haushalte rapide bis auf 319.000 Haushalte gestiegen, was hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass immer mehr Ehen zwischen Koreanern und Ausländern geschlossen werden. Die Regierung hat ein Amt eingerichtet, das Ausländern helfen soll, sich in Korea zurechtzufinden, und ein Gesetz zur Unterstützung multikultureller Familien (Multicultural Families Support Act) erlassen. Dank dieses Gesetzes gibt es inzwischen auf das ganze Land verteilt 218 Dienststellen (www.liveinkorea.kr), die folgende Dienstleistungen anbieten: koreanische Sprachkurse zur Unterstützung bei der Anpassung an das Leben in Korea; psychologische Beratung; Veranstaltungen, bei denen die Kulturen ausländischer Ehepartner vorgestellt werden; und Beschäftigungsförderungsprogramme mit angeschlossenen Agenturen für Arbeitsvermittlung.
Die Anerkennung anderer Kulturen spiegelt sich in verschiedenen Maßnahmen der Regierung wider, auch wird von staatlicher Seite alles getan, um soziale Probleme, die auf Grund einströmender fremder Kulturen entstehen könnten, zu verhindern. Eine solche Maßnahme besteht zum Beispiel darin, mehrheitlich multikulturelle Gemeinden zum Anziehungspunkt für Touristen zu machen.
Chinatown im Stadtteil Seollin-dong in Incheon ist vielleicht das beste Beispiel dafür, wie eine fremde Kultur in Korea heimisch werden kann. Die Geschichte dieses Bezirks begann Ende des 19. Jahrhunderts, als sich ethnische Chinesen dort niederließen, weil der Ort geografi sch nahe bei China liegt. Heute dient er als Ausgangspunkt für den Austausch zwischen China und Korea und ist für alle kultur- und geschichtsinteressierten Touristen ein beliebtes Reiseziel. Das Wongok-Viertel in Ansan, in der Provinz Geonggi-do, ist stark multikulturell geprägt. Dort leben Menschen aus China, Indien und Pakistan, für die es ein großes Angebot von Spezialitäten ihrer Heimatländer gibt. In Seoul gibt es ein japanisches Viertel in Ichon-dong und ein muslimisches Viertel mit einer Moschee in Itaewon-dong – beide in dem Bezirk Yongsan-gu.
Darüber hinaus gibt es ein französisches Viertel (Seorae Village) in Banpo-dong, im Bezirk Seocho-gu, ein vietnamesisches Viertel in dem Bezirk Wangsimni Dongdaemun-gu, Seoul; und ein nepalesisches Viertel in Changsin-dong, Jongno-gu, Seoul. 2013 wählte die Stadtregierung von Seoul Daerim 2-dong in Yeongdeungpo-gu, in dem eine große Anzahl von Ausländern lebt, als Versuchsgebiet für ein Projekt zur Belebung multikultureller Dorfgemeinschaften. Anschließend wurde dort im März 2018 ein neues Kulturzentrum eröffnet.
Derzeit sind eine Reihe von im Ausland geborenen Koreanern als Beamte in der Zentral- oder Kommunalverwaltung tätig. Ausländische Staatsbürger mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund sind ebenfalls aktiv in der Rundfunkbranche tätig. Eine solche Beteiligung an der koreanischen Gesellschaft wird in hohem Maße zur Schaffung eines Umfelds, in dem verschiedene Kulturen harmonisch zusammenleben und darüber hinaus zur sozialen Integration beitragen.