
Der Blick auf den Pavillon – Mother Of Pearl umgeben von Trauerweiden am Teich, wo die Karpfen gemächlich umherschwimmen
Errichtung eines traditionellen koreanischen Pavillons in Österreich
„Mother Of Pearl – we meet on the floor“ ist eine Neuinterpretation von traditioneller koreanischer Pavillonarchitektur in zeitgenössischer Kunstform, die an den Stiftsteichen des St. Florian in der Nähe von Linz, Österreich errichtet wurde.
Der Name des Pavillons “Mother of Pearl“ bedeutet, dass der Pavillon mit traditioneller, koreanischer Perlmutt-Lackierung (Najeon Chilgi) erbaut wurde und der Zusatz “we meet on the floor“ weist darauf hin, dass der Pavillon als ganzheitliches Kunstprojekt konzipiert wurde, der die Menschen zusammen bringen soll. Diese Installation ist eine Gemeinschaftsproduktion des Künstlerinnenkollektivs, einer Gruppe aus vier koreanischen und deutschen Künstlerinnen namens Jungwoon Kim, Ae Ran Kim, Liza Dieckwisch und Klara Paterok, die ihr Studium an der Kunstakademie Düsseldorf absolviert haben.

Die Mitglieder des 4er-Künstlerinnenkollektivs, die den ersten koreanischen Pavillon nach Europa bringen –
von links nach rechts: Klara Paterok, Jungwoon Kim, Ae Ran Kim und Liza Dieckwisch
Im Rahmen der Eröffnungsfeier der 3. Flora Pondtemporary am 17. Juli 2021 um 17 Uhr auf dem Teichgelände des Stifts St. Florian bei Linz wurde das Kunstwerk „Mother Of Pearl – we meet on the floor“ als erster in Europa errichteter koreanischer Pavillon der Öffentlichkeit präsentiert. Diese Skulpturenausstellung wurde 2019 von Franz Brunner und Markus Hiesleitner ins Leben gerufen, die in Wien den gemeinnützigen Verein Kulturdrogerie gemeinsam führen.
Mit Genehmigung der Stiftsleitung St. Florian gründeten sie das Projekt namens flora pondtemporary in der Absicht, die Stiftsteiche mit einem Skulpturenpark in der Natur zu erweitern. Sie erhielten dafür Förderungen von Seiten des Landes Oberösterreich und der Gemeinde St. Florian, mit denen sie jeden Sommer eine Skulpturenausstellung organisieren und die Kunstwerke langfristig oder zeitlich befristet ausstellen und auf diese Weise ihren Skulpturenpark vervollständigen können.
Die Eröffnungsfeier

Die Mitglieder des Künstlerinnenkollektivs und den Projektbeteiligten mit dem Pavillon – Mother Of Pearl im Hintergrund – von links nach rechts: Ae Ran Kim, Markus Hiesleitner (Mitbegründer der Ausstellung flora pondtemporary), Jungwoon Kim, Klara Paterok, Jongseok Yun (Kulturattaché der Botschaft der Republik Korea in Österreich), Liza Dieckwisch und Franz Brunner (Mitbegründer der Ausstellung flora pondtemporary)
An der Eröffnungsfeier der Skulpturenausstellung am 17. Juli nahmen rund 100 Besucher teil, darunter Bildhauer, Installationskünstler und Kunstliebhaber aus Wien und Linz. Franz Brunner, Mitbegründer der Ausstellung übernahm die Moderation und Kundgebungen und Markus Hiesleitner, ebenfalls Mitbegründer der Ausstellung, hielt die Eröffnungsrede.

Jongseok Yun, Kulturattaché der Botschaft der Republik Korea in Österreich, während seiner Gratulationsrede
In seiner Gratulationsrede sprach Jongseok Yun, Kulturattaché der Botschaft der Republik Korea in Österreich, den Künstlerinnen seine Glückwünsche aus: „Die beiden koreanischen Künstlerinnen Jungwoon Kim und Ae Ran Kim sowie ihre beiden deutschen Kolleginnen leisten durch ihr künstlerisches Schaffen einen wertvollen Beitrag, Europa und Korea miteinander zu verbinden. Ihre Arbeit ist eine Gemeinschaftsproduktion und interpretiert den traditionellen koreanischen Pavillon neu mit Mitteln der zeitgenössischen Kunst. Ich gratuliere Ihnen zu der langfristigen Installation im geschichtsträchtigen Stift St. Florian und hoffe sehr, das der Pavillon vielen Besuchern eine große Freude bereiten wird.“
Ferner betonte er die Intensivierung des Kulturaustausches beider Länder – zumal nächstes Jahr das 130-jährige Jubiläum zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Korea und Österreich sei – und versprach „dass die Kulturabteilung der koreanischen Botschaft in Östereich die Künstler:innen beider Länder besonders unterstützen werde, um im künstlerischen Bereich weitere Brücken zwischen Korea und Österreich schlagen zu können.

Franz Brunner während seiner Moderation zur 3. Skulpturenausstellung. Er ist ein zeitgenössischer Künstler
aus der Region St. Florian, derzeit in Wien tätig und u.a. Mitbegründer der Ausstellung flora pondtemporary.

Der österreichische zeitgenössische Künstler Markus Hiesleitner bei seiner Gratulationsrede. Er ist ebenfalls Mitbegründer der Ausstellung flora pondtemporary und betreibt mit Franz Brunner die Kulturdrogerie.
Die Künstlerinnen und koreanische Architektur
Jungwoon Kim ist Absolventin der Hongik University in Seoul und Ae Ran Kim studierte an der Korea National University of Arts. Als zeitgenössische Künstlerinnen nahmen sie an zahlreichen Ausstellungen sowie Kunstmessen zum internationalen Austausch in Europa und Korea teil. Für ihr Gemeinschaftsprojekt des deutsch-koreanischen Künstlerinnenkollektivs reisten sie zu Recherche-Zwecken 2014 und 2019 nach Korea und konnten so ihr wachsendes Interesse an der traditionellen koreanischen Architektur vertiefen.
In ihren Augen bestehe das Faszinierendste an der koreanischen Architektur darin, dass bei der Planung und Positionierung von Gebäuden der Einklang mit der umliegenden Natur im Vordergrund stehe und durch die minimale Verwendung der funktionalen Bauelemente die Schönheit im Detail betont werde. So wurde auch der Pavillon – Mother of Pearl nach eben diesen Prinzipien errichtet.

Die Gesamtansicht des Pavillons mit Liza Dieckwisch im Vordergrund.
Dieser Pavillon ist ein Bauwerk, das den traditionellen koreanischen Pavillon mit seinen vielseitigen Funktionen in einem zeitgenössischen Kunststil neu interpretiert. Der koreanische Pavillon diente traditionell als offener Raum der koreanischen Kultur, als Treffpunkt für den Nachmittagstee oder Veranstaltungsort für Kunst und Kultur, als Begegnungstätte des philosophischen sowie intellektuellen Austausches, als Unterkunft für Reisende. In der heutigen Zeit ist er ein öffentlicher Platz, an dem sich die Menschen unterhalten oder entspannen können. Die Errichtung eines solchen multifunktionalen Pavillons in Österreich ist daher von großer Bedeutung.
Der Pavillon – Mother of Pearl ist eine Installation, die speziell für das Gelände des Karpfenteichs in St. Florian entworfen wurde. Der Pavillon befindet sich über der Wasseroberfläche des Teiches und ist so gestaltet, dass er im Einklang mit der umliegenden Natur steht und sich der Flora und Fauna entsprechend anpassen kann.
Des weiteren sagten Jungwoon Kim und Ae Ran Kim, dass das Projekt Mother of Pearl die erste großformatige Gemeinschaftsarbeit des Künstlerinnenkollektivs sei und das Ergebis gemeinsamer Forschungen, ddie sie bisher im Bereich der koreanischen und deutschen Kultur sowie Architektur betrieben haben. Die Künstlerinnen wünschen sich, dass der Pavillon künftig als Ort für den kulturellen Austausch und als Symbol für skulpturelle, architektonische Kunst Verwendung finden wird.
Flora Pondtemporary
Bei der diesjährigen flora pondtemporary Skulpturenausstellung sind Alfredo Barsuglia, Anita Fuchs, Catrin Bolt, Marlene Hausegger und Nicole Krenn und weitere österreichische zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen vertreten und präsentieren ihre Installationen. Die Ausstellung findet im Zeitraum 18. Juli – 30. September 2021 statt.
Veranstaltungort sind die Stiftsteiche St. Florian, von der Bushaltestelle am Haupteingang des Stifts, in ca. 6 Min. fußläufig zu erreichen. (Adresse: Stiftsteiche St. Florian, Bachgasse 23, St. Florian)
Einzelheiten über den Pavillon – Mother of Pearl
Das architektonische Gerüst des Pavillons – Mother of Pearl (Meet There) besteht aus einer dicken Holzrahmenstruktur. Diese Rahmenkonstruktion umrahmt auf natürliche Weise die Außenkulisse des Pavillons und fungiert gleichzeitig als Rückenlehne, Bank und Tisch.

Das Design des Pavillons – Mother of Pearl. Das Dach des Pavillons beherbergt einen schönen Garten. Die Decke und die Wände sind mit runden, dichroitischen Glasfenstern ausgestattet. Ein Konzept, um die Schönheit der koreanischen Perlmutt-Lackierung (Najeon Chilgi) und das prächtige Farbspiel des Pavillons hervorzuheben.
Das Dach und der Boden bilden die Konturen eines deformierten Sechsecks nach und darauf basierend schaffen die Wände einen markanten offenen Raum, in dem die Trennung zwischen Innen und Außen nicht eindeutig ist. Bei der Auswahl der Baustoffe wurde ein besonderes Augenmerk auf den ökologischen und regionalen Ursprung gelegt. Als Bauholz wurde dabei auf Fichten und Lerchen aus den umliegenden Wäldern zurückgegriffen und die Oberfläche wurde mit der tradinionellen Technik des Karbonisierens durch Feuer behandelt.
Durch das Anschwärzen mit Feuer erhält die matte Oberfläche einen permanenten Schutzfilm. Nach der Karbonisierung wurde die Oberfläche mit einer speziellen Lasur bearbeitet, um ein Abfärben zu verhindern. Die dichroitischen Glasplatten sind ein ein weiterer wichtiger Bestandteil des Pavillons.

Modellbau des Mother of Pearl Pavillions.
So ändert sich die Farbe der dichroitischem Gläser je nach Lichtverhältnis und Betrachtungswinkel von blau-violett zu golden. Eine dichroitische Glasplatte in Kreisform wurde am Eingang des Pavillons, der nach Norden zeigt, plaziert und die andere dichroitische Glasplatte, die die reflektierte Form der runden Glasplatte darstellt, wurde in die Dachkonstruktion in ovaler Form eingebaut.
Neben der Holzoberfläche und dem dichroitischen Gläsern bildet der Dachgarten ein wichtiges Element für das visuelle Erscheinungsbild des Pavillons. Bei den Pflanzen im Dachgarten wurde besonders darauf geachtet, dass die Farben der Blätter zum gesamten Farbbild des Pavillons passen.
Das Projekt wurde auch unterstützt von der deutschen Stiftung Kunstfonds.